Von scheinbar banalen Alltagsdingen, über kulturelle Zusammenhänge, ein Vortrag von Dr. Viola Hofmann (Seminar für Kulturanthropologie des Textilien/ TU Dortmund) greift den Diskurs um den Bikini auf

BildModen und spezifische Kleiderobjekte sind Produkte und Speicher zeitgebundener Vorstellungen. Das heißt, soziale Gemeinschaften materialisieren in Kleidungen und Kleidungsweisen, was als gesellschaftliche Norm zu gelten hat, genauso wie über gegenläufige Kleidungspraktiken Normen in Frage gestellt werden können. Im sozialen Prozess werden auf diesem Wege die Bedeutungen von Moden und Kleiderobjekten immer wieder neu ausgehandelt, zuweilen unmerklich, ohne besonderes Konflikt- und Aufmerksamkeitspotential.

Nicht so der Bikini, er ist keine der modischen Innovationen, die sich einfach vollzogen haben. Im Rückblick kann man ihn als eine der prägnanten Aushandlungsflächen der Moderne bezeichnen, da er Gegenstand vielfältiger sozialer Verwerfungen war und ist. Primär werden mit dem Zweiteiler zwei Aspekte verbunden, die in der Mode eine große Rolle spielen, Moral und Sexualisierung. Den Bikini lediglich aus dieser Perspektive zu begreifen, wird ihm allerdings nicht gerecht und führt dazu, dass er als Kulturobjekt kaum umfängliche Beachtung findet. Ist er im Gespräch, wird er meist banalisiert und belächelt, wobei sich dann immer noch genügend Raum für Pikanterien findet.

Eine genaue Betrachtung lohnt sich jedoch, schließlich materialisiert das Ensemble zahlreiche, kulturrelevante Positionsbestimmungen, Probleme und Lösungsversuche. Mit seinem Entwurf kann die Projektion neuer Körperbilder und Geschlechterkonstruktionen, die Schaffung neuer kultureller Bereiche wie Sport und Spa, weitreichende Veränderungen in Konsumkultur, Wirtschaft und Technik verbunden werden. Die Musealisierung des Bikinis ist daher zu begrüßen, es bieten sich im historischen Rückblick zahlreiche Möglichkeiten, die soziokulturellen Zusammenhänge zu beleuchten, in denen das Kleidungsset steht.

Dr. Viola Hofmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Kulturanthropologie des Textilien an der Technischen Universität Dortmund. Zu ihren Schwerpunkten gehören u.a. Technologie und Materialität. Zu ihrem Schwerpunkt Kleidung und Politik hat sie 2014 das Buch „Das Kostüm der Macht. Das Erscheinungsbild von Politikern und Politikerinnen von 1949 bis 2013“ veröffentlicht. Mit Studierenden hat sie u.a. die Sonderausstellung „Trikot 09“ für das Dortmunder Vereinsmuseum des BVB 09 entwickelt. Vor ihrer akademischen Laufbahn hat sie eine handwerkliche Lehre zur Herrenschneiderin absolviert.

BikiniARTmuseum
Mittwoch, 31. Juli 2019
BestWestern Hotel Bad Rappenau
Buchäckerring 42 (direkt neben dem Neubau des BikiniARTmuseums)

16:30 Uhr Vorstellung des Directors Museum & Hotel
17:00 Uhr Vortrag Dr. Viola Hofmann: Der Bikini. Kleines Kostüm – große Konflikte

Über das BikiniARTmuseum
RIPE 1816 GmbH
Osterhofener Str. 12
93055 Regensburg – GERMANY
Tel +49 (0) 941 / 307 08 – 25
E-Mail: pressestelle@bikiniartmuseum.com

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